Übersättigung

Seit ein paar Tagen denke ich über das Thema „Übersättigung“ nach. Der Ursprung dieses Gedankens liegt sicherlich in der vielen Esserei rund um Weihnachten und Neujahr. Heute, am 5. Tag des neuen Jahres, hat dieses Phänomen wieder abgenommen, die Nachwirkungen bleiben.


Ich finde es einfach erstaunlich, wie viel man zu solchen Feiertagen isst. Und ich möchte das auch gar nicht ändern oder eine Predigt an unser Gewissen bezüglich Massentierhaltung, Konsumwelt oder Welthunger halten (obwohl das alles Themen sind, über die man zum einen nachdenken und zum anderen dran arbeiten sollte). Ich möchte nur feststellen, dass wir zu Festlichkeiten gerne im Überfluss essen. Grundsätzlich habe ich nicht viel dagegen einzuwenden, aber ich finde es bedenklich, wenn man das Essen als eine Qual ansieht. „Heute gibt’s Fondue, morgen Braten und übermorgen gehen wir ins Restaurant – und ich hab jetzt schon keinen Hunger mehr.“ Wir haben soviel Reichtum, solche Massen an Essen, so eine riesige Auswahl, dass wir es gar nicht mehr zu schätzen wissen und gar keinen Hunger mehr empfinden können.

Natürlich will ich nicht sagen, dass Hunger etwas Gutes ist. Keiner will Hungersnöte und Zustände, in denen das Essen knapp wird. Aber m.E. Sind wir so ÜBERSÄTTIGT, dass wir gar nicht mehr wissen wohin mit uns und unseren Nahrungsmitteln.


Das ganze lässt sich auch wunderbar auf Informationen und Meinungen und Themen übertragen. Wir haben solch eine Masse an Informationen dank der Massenmedien. Und es gibt so viele Themen auf der Welt, über die man nachdenken und sich informieren könnte, und mindestens immer zwei unterschiedliche Meinungen zu einem Thema – man weiß gar nicht wo man anfangen soll. Da entstehen dann solche Aussagen wie:

„Politik? Interessiert mich nicht. Die widersprechen sich doch eh alle nur gegenseitig und wollen mein Geld, um es sich selbst in die Tasche zu stecken.“

„Gott? Es gibt so viele Götter und Religionen – und alle meinen, dass sie Recht haben. Wer braucht das denn schon.“

„Armut? Die tun mir schon Leid, die Leute in Afrika. Aber was soll ich denn machen? Ich kann denen ja schlecht mein Butterbrot schicken. Und bei Hilfsorganisationen weiß man ja auch nie genau, wer da hinter steckt.“

Wir entwickeln gar keine Neugier, keinen Hunger mehr nach neuen Informationen, nach Vertiefungen zu bestimmten Themen, weil uns alles zu viel ist und wir wissen: Zur Not kann ich es immer noch googeln.

Und wenn wir uns nicht informieren, können wir uns nicht festlegen und wenn wir uns nicht festlegen sind wir nicht gebunden und wenn wir nicht gebunden sind, dann sind wir.. frei? Tolerant? Willenlos?


Ich frag mich halt was passiert, wenn wir uns plötzlich festlegen MÜSSEN und wir nicht informiert sind. Wenn die politische Lage sind beispielsweise ändert und die Frage akut wird: Was finde ich denn richtig? Welche Politik sollte vertreten werden?
Können wir dann alles nochmal eben googeln und uns dann eine Meinung bilden? Bei der Fülle an Informationen?

Wir sollten nicht übersättigt in der Gegend herum liegen und hoffen, dass die Informationen weniger werden. Wir sollten uns Gedanken machen. Über uns selbst, über die Menschheit, über Politik und politische Einstellungen, über Gott.


Denn ich glaube, irgendwann müssen wir uns festlegen. Und darauf sollten wir uns vorbereiten.

Danke fürs Lesen.

Kommentare

Unknown hat gesagt…
Das schöne ist, dass ein Hunger nach Gott nicht zu ähnlichen Symptomen führt wie ein Hunger nach Politik beispielsweise. Wer sich ausführlichst mit Politik beschäftigt ist oft noch mehr ernüchtert als jemand, der sich in naiver Zurückhaltung geübt hat.

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