Laubgebläse.

Mit der herbstlichen Jahreszeit, in der wir uns gerade befinden, passiert es jedes Jahr, das alle Laubbäume ihre Blätter verlieren. Das ist ein ganz natürlicher Prozess und es ist überhaupt nichts Neues daran. Die Blätter verfärben sich, sterben ab und machen letztendlich Platz, damit im nächsten Frühjahr die neuen Knospen raus kommen und sich breit machen dürfen und zu einer neuen Blätterpracht wachsen.
Wenn sich die Blätter von ihrem Baum lösen und zur Erde segeln tun sie das in den seltensten Fällen alle gleichzeitig. Zu unterschiedlichen Zeiten und durch unterschiedliche Windstöße werden immer mal ein paar Blätter herunter gerissen, bis der Baum irgendwann ganz kahl ist. So kommt es, dass jeden Tag ein paar mehr Blätter auf dem Boden um den Baum herum liegen.

Als ich letztens durch die Stadt lief, musste ich von meiner gewohnten Strecke abweichen, weil dort Landschaftsmenschen mit Laubgebläsen die Blätter zusammengepustet haben, um sie dann in ein Transporter zu schaufeln und irgendwo anders hinzubringen. Diese Laubgebläse machen unheimlich viel Lärm und wirbeln nicht nur die Blätter, sondern auch allen Staub und Dreck der Straße auf und es ist unangenehm dieses aufgewirbelte Zeug in die Augen zu bekommen.
Ich ärgerte mich also, dass sie mit diesen lauten Maschinen das Laub weg bliesen und dachte mir: „Das hat doch eh keinen Sinn, morgen fallen neue Blätter herunter und ihr müsst den ganzen Kram wieder von vorne anfangen.. spätestens in zwei Tagen liegt genau die gleiche Laubmenge dort rum.“ Und ich fragte mich, warum man nicht einfach wartet, bis alle Blätter ihren Weg nach unten gefunden haben um dann mit einem Rutsch alles weg zu machen. Natürlich würde das dann länger dauern. Vielleicht ließ sich das Laub dann auch nicht mehr so gut rumpusten, weil es ja bis in zwei Tagen eventuell regnen könnte und dann pappen die Blätter alle schön zusammen. Aber wäre es am Ende nicht angenehmer, alles auf einmal zu machen, als jeden Tag neu mit der Arbeit anzufangen?

Ich glaube, so ist es auch in unserem Leben, wenn wir in schwierigen Zeiten und Phasen stecken und man das Gefühl hat, jeden Tag kommt irgendwas dazu, was einen noch mehr nervt und hier noch ein Problem, da eine Unstimmigkeit, dort hinten ein Konflikt und da kommt auch schon eine neue Fuhre Sorgenblätter auf uns herunter gerauscht. Das kennt man doch. Und da lohnt es sich doch fast nicht, sich mit jedem Problemblatt einzeln auseinanderzusetzen. Sollte man nicht einfach abwarten, bis der Problemregen einfach irgendwann von alleine aufhört? Und überhaupt, über Laub kann man auch laufen – kann ich dann nicht einfach die Probleme liegen lassen? Sie werden dann zwar vielleicht zu einem großen Teppich, aber wen stört das schon. Oder vielleicht schneit es ja auch bald und überdeckt die ganzen Probleme mit seinem schönen Weiß...

Das Problem an unseren Problemen ist, sie gehen nicht von alleine weg und es wird nicht einfacher mit ihnen zu leben, wenn sie mehr werden. Sie werden dann zu einer großen Problemmasse, auf der wir sehr schnell ausrutschen können und dann am Boden liegen.

Deswegen ist es sinnvoll jeden Tag zu schauen, welche Probleme heute auf unseren Lebensboden gefallen sind und sie nicht nur zu sehen, sondern auch was gegen sie zu unternehmen. Und auch wenn das Laubgebläse laut ist und Energie verbraucht und Staub aufwirbelt: Wir werden froh sein, am Ende nicht alle Probleme auf einmal bewältigen zu müssen, wenn wir jeden Tag etwas daran arbeiten die Probleme zu beseitigen.

Also rede mit der Person, mit der du im Streit liegst. Öffne die Briefe, vor denen du dich fürchtest. Mache die Anrufe, die du schon seit Wochen vor dir herschiebst. Setz dich hin und denke über dich und dein Verhalten nach und arbeite dran. Sonst wirst du früher oder später auf die Schnauze fallen.

Danke fürs Lesen.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Zeitlos glücklich.

Adventszeit