Schlüsselfiguren

Menschen laufen durch unser Leben, kreuzen unseren Weg, begleiten uns eine Strecke lang, kommen und gehen. Wenn ich auf mein noch nicht allzu langes Leben zurückschaue, kann ich in Zahlen nicht festhalten, wie viele Menschen mir schon begegnet sind. Und damit meine ich nicht nur Menschen, die ich mal gesehen habe, sondern allein die, mit denen ich gesprochen habe, denen man sich mindestens mit Namen vorgestellt hat. Allein die Menschen aus meiner Studienzeit, also aus den letzten drei Jahren, könnte ich nicht aufzählen.

Nicht jeder Mensch, mit dem man mal gesprochen hat, bleibt einem im Gedächtnis. Selbst Menschen, mit denen man Jahre seines Lebens direkt oder indirekt verbracht hat, können einem aus der Erinnerung fallen. Andere Menschen spielen eine ganze Lebzeit eine besondere Rolle. Manche Personen sind für bestimmte Zeiten im Leben wertvolle Begleiter und Ratgeber, Freunde, Kontrahenten, Vorbilder, Schützlinge. Bei beinahe jeder Begegnung mit einem Menschen verteilen sich Rollen und diese Begegnungen haben einen Sinn, eine Bedeutung, einen Zusammenhang.

Und dann gibt es eine ganz besondere Art von Rolle, die Menschen einnehmen: Sie werden zu Schlüsselfiguren. Durch ihr Erscheinen, durch die Begegnung mit ihnen, schließt sich eine Tür auf, Wege verändern sich, Richtungen verändern sich. In einem Leben gibt es viele Schlüsselfiguren. Oftmals kann das der Partner sein, durch den man neue Lebenswege beschreitet und ohne dessen Auftreten man nun an einem anderen Ort, in einer anderen Situation, einem anderen Leben wäre. Aber da es halt mehrere Schlüsselfiguren gibt, kommen noch mehr Menschen in Fragen. Und nicht immer erkennt man sie in ihrer Rolle. Manchmal erkennt man erst im Rückblick, was die Begegnung mit dieser oder jeder Person ausgemacht hat und welche Kreise diese Begegnung gezogen hat und vielleicht nicht nur ein Leben, sondern gleich mehrere direkt und indirekt verändert hat.

In einer gewissen Weise kann jede Begegnung mit einem Menschen zu einer Schlüsselsituation werden, aber manche sind wirklich prägnant und verändern unser Leben langanhaltend und grundlegend. Ich finde interessant, dass man manche Menschen zwar als solche Schlüsselfiguren erkennt unter dem Motto „Wenn der und dies und jenes nicht gewesen wäre, dann...“ aber die Person das oft selbst nicht weiß und wir es vielleicht auch nicht auf anhieb zu schätzen wissen?
Natürlich ist nicht jede lebensverändernde Begegnung so, wie wir es uns erwünscht und erhofft haben. Wir wissen ja auch, dass die meisten Menschen Veränderungen grundsätzlich eher abgeneigt entgegenstehen.
Oder wir erkennen diese Rolle eben nicht. Fanden die Begegnung immer eher lästig und werden uns erst in besonderen Situationen bewusst, wie wichtig sie für unser Leben war.

Ich möchte nicht zu einem Schubladendenken aufrufen oder animieren. Aber ich glaube, manchmal tut es uns ganz gut, unsere Begegnungen zu reflektieren und nicht gleich alles von unseren Gefühlen oder dem anderen drum herum übertönen zu lassen. Vielleicht gibt es Menschen, die massiv dazu beigetragen haben, dass du heute dort sein kannst, wo du bist und der Mensch sein kannst, der du heute bist, und dir ist das noch nie bewusst geworden.
Und andersrum kann es gut sein, dass es Begegnungen in deinem Leben gab und noch zu Hauf geben wird, in denen DU eine Schlüsselfigur bist und das Leben anderer Menschen (hoffentlich zum positiven) verändern kannst.

Ein Grund mehr, die Begegnung mit anderen Menschen zu suchen und zu schätzen und für sie dankbar zu sein.

Kommentare

Anonym hat gesagt…
Wir begegnen nicht immer denen, die wir lieben, aber fast immer denen, die wir brauchen.

Liebste Grüße,

Mr. Darcy (in vollem Glanze)

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