24 - Stille Nacht.

Sie sitzt in ihrem Auto und lauscht dem Motorgeräusch. Regen prasselt auf die Windschutzscheiben. Die Scheibenwischer machen leise surrend die Sicht wieder frei. Das Geräusch von Reifen auf unebener Fahrbahn. Und immer wieder das monotone Motorgeräusch. Erst nach der halben Strecke fällt ihr auf, dass sie das Radio nicht eingeschaltet hat. Deswegen diese ungewohnte Geräuschkulisse. Meistens ist das Radio noch vor dem Motor an. Aber heute war es ihr gar nicht in den Sinn gekommen. Ihre Gedanken und ihr Herz sind so laut, dass sie genug Beschallung hat. Weihnachtslieder summen in ihrem Kopf herum. Und eine Menge Fragen. Und wenig Freude kommt da aus ihrem Herzen. Dieses Jahr ist alles anders. Wie sollte man sich freuen, wenn doch das Herz sich nicht freuen kann? Lächeln zum Schein? Fröhliche Weihnachten wünschen und sich den freudigen Gesichtsausdruck abzwingen, der dann doch nicht überzeugend wirken würde? Nein. Dieses Jahr ist wieder ein Jahr vergangen. Wieder ein Jahr älter. Wieder ein bisschen weniger kindliche Weihnachtseuphorie. Aber worauf kommt es denn an? Das alle fröhlich und glücklich sind? Geht es darum? Jesus ist ja schließlich auch nicht in die tollsten Lebensumstände geboren worden. Und trotzdem. Weihnachten ohne Herzensfreude fühlt sich auch nicht richtig an. Aber wo kann man diese Freude jetzt noch herbekommen? Die Geschäfte haben noch auf, aber dass auch das absolut perfekte Geschenk nicht die Freude aus ihr rauslocken kann, nach der sie sich sehnt, war ihr mit den Jahren doch auch schon aufgefallen. Es geht um ihr Herz. Um das, was im Alltag so oft untergeht. Und um das, was da im Herzen wohnt. Und um das, was da fehlt. Dieses Jahr würde sie ihre Gebete nicht dafür verschwenden, noch schnell eine weiße Weihnacht herbei zu sehnen oder um die Erfüllung ihrer gesamten Wunschliste zu hoffen. Dieses Jahr hat sie nur eine Bitte: Frieden. Im Herzen. Aller Menschen. Die keinen finden. Und Freude. All denen. Die sie nicht selbst aufbringen können. Weihnachten. Die Geburt von Jesus. Nicht nur vor über 2000 Jahren in Bethlehem. Sondern heute. In ihrem Herzen. Jesus dorthin geboren, wo kein anderer ist und hinkommt. Jesus dorthin geboren, wo man selbst nicht hinschauen will. Jesus dorthin geboren, wo man sich allein, verlassen und traurig fühlt. In die dunkelsten Situationen und Gefühle des Lebens. Jesus dorthin geboren, wo wir ihn einlassen.

Gott wird Mensch. Nimmt uns an die Hand. Wenn wir es ihm erlauben. 
(Benedikta Buddeberg) 


In diesem Sinne wünsche ich euch friedvoll Weihnachten! 

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