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Es werden Posts vom Januar, 2013 angezeigt.

An die Enten der Welt.

Enten, was ihr seht, dass würde ich gerne sehen. Minimalistische Riesenwelt, voller Grashalme und Brotkrumen. Ihr habt eure eigene Grütze und haltet euch vom Chinamann fern. Ihr schnattert und flattert. Quakt und watschelt. Enten, denkt ihr euch eure Welt so wie wir die unsere? Voller Alltag und Aufgaben oder schwimmt ihr einfach fröhlich im Kreis um danach mit dem Kopf unterm Flügeli ein Schläfchen zu halten? Enten, was ihr seht, in dieser Welt, in Grashalmen, Brotkrumen und trüben Gewässern, werde ich nie sehen. Jetzt fragt sich sicher so mancher: Was ist das für ein Stumpfsinn? Und ich sag dir: Das ist Schreipfsinn. Nach einem langen Tag klickte ich mich durch eine Playlist und entdeckte den Titel „Enten, was ihr seht“ und hielt es für einen gelungenen Einstieg einer literarischen Ausführung. Nein. Eigentlich nicht. Eigentlich heißt das Lied „Ernten, was man sät“, aber mein Kopf machte daraus „Enten, was ihr seht“ un

Unvergessen.

Sie saßen an einem alten Hoztisch, die leergegessenen Teller waren zur Mitte geschoben und die Weingläser an ihren Platz gesetzt. Sie unterhielten sich über große Personen des öffentlichen Lebens. Bekannt, beliebt, geschätzt. Sie sinnierten gerade über die Taten eines solchen Menschen, als sie sagte: „Stell dir vor wie es wäre, wenn einer von denen morgen sterben würde!“ „Ja, und?“, erwiederte ihr Gegenüber. „Dann sind sie halt tot.“ Er erhob sein Glas, wie zum Anstoßen und nahm dann einen Schluck des billigen Weines, den sie tranken. „Ist das dein Ernst? Wäre es nicht komisch, wenn sie plötzlich weg wären?“ Sie sah ihn fragend an. Sein Gesichtsausdruck blieb gleichgültig. „Menschen werden geboren, sterben und werden vergessen. An all das, was sie heute Tun, wird sich in zwanzig Jahren niemand mehr erinnern, geschweige denn an ihre Namen.“ Erschüttert von dieser Trockenheit, nippte sie an ihrem Weinglas. „Bist du da nicht etwas zu pessimistisch? Es gibt doch immer wieder herausragen

Festgefahren?

Etwas was mich schon länger beschäftigt: Wie festgefahren sind wir eigentlich? Oder: bin ich? Mein lieber Gedankenflugblog ist schon ganz schön alt. Und ich mag ihn. Und verbinde mit ihm ein ganz bestimmtes Schreibgefühl. In den letzten Wochen habe ich viel geschrieben, viel mehr, als ich hier gepostet hab. Das freut mich. Aber es zeigt mir auch, dass ich ein nicht weiter definiertes Raster habe, nach dem ich Texte hierfür auswähle oder eben auch nicht. Schön und gut. Heute hatte ich total Lust auf ein kleines Experiment und Freude am Schreiben. Und es kam mir vor, als würde es nicht hierherpassen und dennoch wäre es eigentlich ein netter Blogpost. Also hab ich kurzerhand einen kleinen Nebenblog aufgemacht. Wer weiß, wie stark ich ihn beschreiben werde. Aber so wie ich im realen Leben auch mehrer (wenn nicht zig) Notizbücher und Blöcke habe, die alle für einen anderen Schreibschlag gedacht sind (ich weiß nicht, ob irgendjemand versteht, wovon ich rede..), so brauch ich vielleicht a

Zeitreise

Hätten wir gewusst, wer wir heute sind. Hätten wir geahnt, was wir alles nicht sind und vielleicht auch niemals sein werden. Hätten wir erwartet, wen wir alles verlieren in dieser Zeit. Hätten wir gewusst, dass vieles nicht mehr so ist, wie es einmal war. Hätten wir gedacht, dass vieles nicht so werden würden wie wir glaubten. Hätten wir uns dann anders verhalten? Hätten wir anders gedacht, gelacht, geliebt, gehasst? Nein. Denn wir lebten unser Leben so gut wir es konnten und planten die Welt, so wie wir sie verstanden. Und heute sind wir hier und machen es genauso. Wer weiß, wo wir sein werden in ach so vielen Jahren. Wichtig ist nur, dass wir (wir) sind.

Das bin ich.

Immer wieder die gleiche Frage. Wer bin ich eigentlich. Und wer sagt mir das. Und wer beurteilt ob das, was ich bin, gut ist. Man ist alles. Irgendwie. Kind und Erwachsen. Stolz und bescheiden. Verantwortungsbewussst und verantwortungslos. Erfolgreich und versagend. Gut und nicht gut. Schön und nicht schön. Glücklich und traurig. Gesellig und Einsam. Perfekt und unperfekt. Wir sind alles. Und sehen davon immer nur ein bisschen. Und am meisten das, was uns stört. Wäre ich also ein stolzes Kind, das verantwortunglos versagt und dabei nicht gut, unschön traurig und einsam ist. Oder doch der bescheidene Erwachsene der verantwortungsbewusst und erfolgreich gut, schön und glücklich ist und deswegen gesellig? Schwarz und Weiß ist die Welt. Nicht grau. Wir sehen uns immer nur mit dem einen Blick und übersehen das wesentliche: dass wir unperfekt perfekt sind. Dass wir in einem gut und in anderem nicht gut sein können. Dass wir manchmal glücklich und manchmal traurig sind. Und manchmal beides

Versagen.

Stell dir vor, alles, was du tust, gelingt dir. Stell dir vor, nichts, was du tust, ist umsonst. Jeder deiner Atemzüge ergibt einen Sinn. Jeder deiner Schritte ist wichtig. Wie würde sich die Welt verändern, wenn wir nicht mehr versagen würden, weil es kein Versagen mehr gibt?

So schwer.

Mein Kopf so schwer wie ein Planet. Bin nicht mehr in der Lage, ihn selbst zu halten. Versuche ich es, rollt er zur Seite oder fällt nach vorn. Ich bin so erschöpft von allem um mich herum und allem in mir drin. Ich kann es selbst nicht halten. Dann kommst du an meine Seite, bietest mir deine Schulter an, auf der mein schwerer Kopf ausruhen kann. Ein Ort, wo ich nicht mehr selbst stark sein muss, sondern loslassen kann, ohne Angst zu haben, den Kopf zu verlieren. „Lehn dich an“, flüsterst du in mein Ohr und ich tue nichts lieber als das. Bei dir zur Ruhe zu kommen, ist mein Glück.

Neujahrsspaziergang.

Sie liefen zwischen zwei Feldern entlang. Er hatte einen großen weißen Regenschirm mitgebracht, der sie vor dem penetranten Regenfäden schütze. Der Weg war matschig und sie mussten so manche Pfütze umrunden. Das neue Jahr hatte kein besseres Wetter gebracht, schon seit Mitte Dezember war es so warm geworden, dass mit weißer Weihnacht oder einem verschneiten Neujahr niemand mehr gerechnet hätte. Doch dieses ungemütliche Wetter verhinderte nicht, dass eine seltsam aufgeregte, zum zerreißen angespannte Stimmung zwischen den beiden Spaziergängern knisterte. Er hatte sie doch tatsächlich angerufen. Am Silvesterabend. Nicht, dass sie nicht damit gerechnet hätte, dass er ihr einen guten Rutsch oder nach Mitternacht ein frohes neues Jahr hätte wünschen wollen. Aber das er sich wirklich an sein Versprechen erinnern würde und dass er diese Aussage, die er gemacht hatte, überhaupt so ernst genommen hatte, damit hätte sie nicht gerechnet. Vor einem halben Jahr war er zu viele Kilometer zum S