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Es werden Posts vom Oktober, 2014 angezeigt.

Mit Brille wäre das nicht passiert.

Ich bin seit fünf Jahren Brillenträger. Als ich meinen Führerschein machte, fiel auf, dass ich wesentlich klarer durch die Weltgeschichte komme, wenn meine Augen eine Unterstützung haben. Ich bin kurzsichtig und sehe damit das, was mir direkt vor Augen liegt ohne Schwierigkeiten. Doch die Ferne wird ohne Brille verschwommen und unklar und vieles erkenne ich nicht, auch nicht, wenn ich meine Augen zusammenkneife, um es besser fokussieren zu können. Ich trage meine Brille eigentlich gerne und weiß, dass sie mir eine große Hilfe ist, vor allem wenn ich aus dem Haus gehe. Aber manchmal bin ich faul oder denke nicht sehr weit. Gestern bin ich mit meinem Mann einkaufen gefahren. Er fährt – also brauche ich meine Brille ja nicht suchen und aufsetzen. Ich sehe ja alles! Kaum war ich im Laden wusste ich wieder, dass das zu kurz gedacht ist. Denn wenn man so durch die Regale streift, will man vielleicht gerne schon von weitem sehen, ob das gesuchte Objekt sich am Ende dieser Regalreihe befi

Ein Vierteljahrhundert.

Ich habe gerne Geburtstag. Und in diesem Jahr bin ich seit einem Viertel Jahrhundert auf dieser Erde. Das klingt irgendwie markant. Vielleicht weil man es eben im Jahrhundertdimension ausdrücken kann. Und das klingt, finde ich, gigantisch. Überhaupt habe ich eine Vorliebe für die ungeraden Geburtstage. Und der fünfundzwanzigste ist ungerade und doch irgendwie rund. Wenn ich so darüber nachdenke, finde ich das Konzept „Leben“ unglaublich spannend. Man rechnet in Jahren, irgendwann eher in Jahrzehnten. Man kann sich an die Fülle des Lebens gar nicht erinnern, an all das was schon gewesen ist und wie man gewesen ist. Vielleicht an ein paar Ecken und Kanten, an herausragende Situationen, sowohl positiv als auch negativ. Aber wenn es mir jetzt schon schwerfällt, mich daran zu erinnern, wie es vor einem halben Jahr in mir aussah – so ganz werde ich nie mehr das nachempfinden können, was ich alles schon empfunden habe. Es gibt – Gott sei Dank – Erinnerungen und Erinnerungsstücke und Erz

Wieviel Platz braucht ein Traum?

„Guten Tag! Ich möchte meinem Traum einen Platz geben, einen Ort wo er wohnen kann, wo er sich wohlfühlt und breit machen kann und groß und stark wird.“ „An was haben Sie gedacht?“ „Vielleicht einen eignen Raum, oder eine Fläche. Er soll sich richtig entfalten und glücklich und zufrieden werden. Ich will ihm alles geben, was er braucht, damit aus meinem Traum Wirklichkeit werden kann.“ „Soso. Wie lange haben Sie Ihren Traum denn schon?“ „Ach, dass kann ich gar nicht so genau sagen. Er kam eines Abends zu mir, als ich gedankenverloren an meinem Schreibtisch saß und über das Leben nachdachte. Er war ganz klitzeklein, so klein, dass ich ihn erst gar nicht beachtete. Aber er ist geblieben und jetzt soll er es schön bei mir haben. Also, können Sie mir weiterhelfen und mir sagen, was ich mir anschaffen sollte?“ „Wissen Sie, wenn Ihr Traum zu Ihnen kam, als Sie an Ihrem Schreibtisch saßen, ist vielleicht genau das der richtige Ort, an dem er wachsen kann.

Gehorsam.

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Gehorsam zu sein, also das zu machen, was einem gesagt wird, ist eigentlich nie eine freudvolle und glückselige Angelegenheit, die auf bunten Blumenwiesen und unter fröhlichem Gelächter vollzogen wird. Gehorsam muss man meistens dann sein, wenn es brenzlig wird, jemand das Kommando übernimmt, man sich unterordnet und man sein eigens Wollen und Bedenken zur Seite legt. In unserem Leben gibt es wenig Momente, in denen man wirklich „gehorsam“ sein muss. Früher vielleicht den Erziehungsberechtigen gegenüber (kommt aber auch immer auf den Erziehungsstil an) und den klassischen „Autoritätspersonen“ wie Lehrern, Vorgesetzten oder Polizisten. Und auch das stellt sich in meiner Weltsicht schwammig dar. Wenn man also plötzlich zum Gehorsam angehalten ist, dann fühlt sich das befremdlich an. Weil es eben nicht nach dem eigenen Kopf geht, der doch zu jedem Sachverhalt was beizutragen hat. Gehorsam hat m.E. unglaublich viel mit Vertrauen zu tun – denn ich muss irgendwie dem Gegenüber vertraue

In einem Jahr.

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Es ist schon wieder Herbst. Schon wieder? Ja. Schon wieder. Gestern Abend hörte ich ein Musikalbum und fragte mich, warum es plötzlich alles so stimmig war. Und dann fiel es mir ein: Dieses Album habe ich ziemlich genau vor einem Jahr gekauft und viel gehört. Im Herbst letzten Jahres. Und dann dachte ich plötzlich darüber nach, was letztes Jahr zu dieser Zeit alles gewesen ist, was mich bewegt hat, was für Fragen in meinem Herzen waren, welche Menschen um mich herum waren und wie es mir damit ging. Und wie so oft dachte ich mir: Meine Güte, in einem Jahr kann so vieles passieren. Ich würde nicht sagen, dass mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt ist und sich alle Lebensumstände gewandelt hätten – auf keinen Fall. Und trotzdem macht ein Jahr einen Unterschied. Und dieses Jahr (für mich) vielleicht mehr als andere. Manches mag man vielleicht sogar belächeln, was einem vor einem Jahr so belastet hat und man würde sich selbst gerne sagen: Hey, so schlimm ist es gar nich